Heute beginnen in unserem Bundesland Nordrhein-Westfalen die Sommerferien! Und wo ein Beginn ist, ist immer auch ein Abschied... Dies wird gerade nicht nur denjenigen Schülern bewusst, die nach den Ferien auf eine andere Schule/ in eine andere Klasse wechseln oder die die Schulzeit nun beendet haben, sondern auch (oder gerade besonders) uns Eltern.
Wir müssen wieder mal einer Lebensphase, die unwiderbringlich zu Ende geht, „auf Wiedersehen“ sagen… wobei „tschüss“ die Sache eigentlich noch besser trifft. Das macht uns auf der einen Seite froh und stolz und bringt auch ein gewisses Gefühl der Erleichterung und des "geschafft-habens" mit sich, auf der anderen Seite ist auch immer dieser gewisse Wehmutstropfen mit dabei.
Sich verabschieden macht nicht selten auch traurig und fällt den wenigsten von uns leicht. Besonders, wenn wir uns von etwas oder jemandem verabschieden müssen, das oder den wir gernhaben. Manchmal sind wir aber auch nur froh, wenn etwas zu Ende geht, wenn wir es geschafft haben, durchgehalten haben und es nun endlich zum Abschluss bringen konnten.
Und in diesem Spannungsfeld zwischen Festhalten und Loslassen befinden wir uns immer, wenn wir an der Schwelle zur Veränderung stehen. Nicht immer werden wir vor vollendete Tatsachen gestellt wie bei einem zu Ende gehenden Schuljahr, manchmal dürfen wir auch selbst entscheiden, ob wir lieber festhalten oder lieber loslassen wollen. Diese Entscheidung bewusst zu treffen, ist dann die Königsdisziplin – und meist entscheiden wir uns für die uns bekannte, weil immer wieder gleich gewählte Seite.
Wo bist Du denn eher anzusiedeln? Bist Du eher Team „Festhalten“ oder Team „Loslassen“? Interessanterweise findet sich die Mehrheit der Menschen in Team eins wieder, also dem Team „Festhalten“. Das ist schon allein daran zu erkennen, dass es unglaublich viele Bücher und Zeitschriften zum Thema „Loslassen“ gibt, zum Thema „Festhalten“ hingegen brauchen wir anscheinend nicht so viel ratgeberische Unterstützung, das können die meisten von uns auch allein ganz gut.
Was mir aber immer wieder auffällt, ist, dass wir in unseren Köpfen unbewusst immer eine Bewertung dahingehend mitschwingen lassen, dass Festhalten für viele nicht so wünschenswert sei, „Loslassen können“ hingegen für uns eine unglaubliche Strahlkraft besitzt. Diese Einseitigkeit ist aber aus psychologischer Sicht nicht förderlich für unser angestrebtes gutes Gefühl, denn es ist einfach beides wichtig und notwendig. Es kommt eben auf die Situation drauf an!
Damit unsere Kinder sich gut und in ihrer Vielseitigkeit entwickeln können, brauchen wir Eltern einen achtsamen Blick für genau diese Situationen. Denn manchmal ist es eben zwingend notwendig, unsere Kinder zu halten (z.B. an der Hand beim Überqueren einer vielbefahrenen Straße) und manchmal ist es zwingend notwendig, dass wir sie ihren eigenen Weg finden lassen (z.B. wenn sich der nächste Entwicklungsschritt Richtung Selbständigkeit anbahnt).
Manchmal gelingt es uns hervorragend diese Entscheidung zu treffen und zu anderen Zeiten wiederum ist das ein ziemlicher innerer Kampf mit uns selbst oder mit unseren Kindern. Da wird dann verhandelt, diskutiert, ausprobiert und gefeilscht, bis wir letztlich einen Weg miteinander finden, von dem wir dann auch noch erst im Nachhinein wissen, ob dies auch ein guter war.
Ganz generell lässt sich aber sagen, dass „loslassen“ viel mit Vertrauen, „festhalten“ eher mit Kontrolle zu tun hat. Und das sind ja zwei Themen, die nicht nur unseren Erziehungs-Alltag betreffen, sondern wir in unendlich vielen Situationen des Lebens auch außerhalb des Familienlebens wiederfinden.
Wenn wir meinen, Dinge und Situationen unter Kontrolle zu haben, verleiht uns dies häufig ein Gefühl der Sicherheit. Wenn wir hingegen vertrauen, müssen wir eventuelle zukünftige Unsicherheiten bei unserer Entscheidung in Kauf nehmen und können höchstens unsere bisherigen Erfahrungen als Referenzgröße nehmen.
Wie und wofür wir uns letztlich entscheiden, wird uns niemand abnehmen können, das ist unsere persönliche Freiheit – und manchmal auch unsere eigene Bürde, die wir uns auferlegen. Wie Du Dich in Deinen einzelnen Lebenssituationen auch immer entscheiden möchtest, ich will Dir abschließend eine kleine Entscheidungshilfe mit auf Deinen Weg geben.
Die ist aus psychologischer Sicht erst auf den zweiten Blick als „Resilienz“ zu deuten, weil sie nämlich so unglaublich alltagsnah ist, dass man dies dahinter fast nicht vermuten würde! Der höchstpragmatische Kölner nämlich begegnet diesem Thema auf seine ganz eigene Art, in dem er sogar ein Gesetz dazu entworfen hat. Die wichtigsten Paragrafen aus diesem Gesetz zum Thema „Festhalten und Loslassen“ lauten nämlich:
§1 Et es wie et es!
§2 Et kütt wie et kütt!
§3 Et hät noch immer jot jejange
§4 Wat fott es, es fott!
§5 Et bliev nix, wie et wor!
All diesen Weisheiten braucht man eigentlich gar nichts weiter hinzuzufügen, oder? Außer vielleicht höchstens noch den Refrain aus dem Lied "Kinder werden groß" von Rolf Zuckowski:
„Kinder werden groß - man hat sie lieb und lässt sie los
man hält sie fest - und lässt sie gehen
Denn was geschehn‘, muss muss geschehn‘
Niemand kommt zur Ruh - man lernt sein Leben lang dazu
Wir haben unsre Zeit mit Dir
und mit dem Wunsch Dein Glück zu spüren leben wir“
Dies war übrigens der letzte Blog-Artikel vor den Sommerferien. Und wo wir gerade beim Thema „Festhalten und Loslassen“ sind, darf ich Dir an dieser Stelle auch verraten, dass sich hier bei Mamagement® über die Sommerzeit einiges verändern wird. Daher freue ich mich schon heute, Dich im Oktober mit einem neuen Format der Blog-Artikel wieder begrüßen zu dürfen!
Und nun wünsche ich Dir einen wunderschönen Sommer mit vielen genussvollen Momenten, schönen Erlebnissen und dass Du gesund und voller Energie aus diesen Wochen zurückkehren kannst.
Herzliche Grüße,
Deine Corinna
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