Kurz vor den Sommerferien türmt sich bei vielen Familien abschließend meist nochmal ein Arbeitsberg auf, fast so, also ob wir uns in Erinnerung rufen wollen, dass wir uns die nahenden Ferien jetzt auch wirklich verdient haben!
Und das haben wir Familien auch - schließlich war es das erste komplette Schuljahr unter Corona-Bedingungen inklusive aller möglicher Beschulungs-Varianten. Für unsere Kinder ein hin und her, manchmal auch ein auf und ab und wir Eltern immer munter mittendrin. Oder zeitweise auch gar nicht munter, sondern fix und alle, aber immer flexibel und hochdynamisch bis zum Anschlag.
Das haben wir in diesem Jahr auf alle Fälle gelernt. Und noch so viel mehr. Aber obwohl wir Familien, wir Eltern und unsere Kinder, Höchstleistungen vollbracht haben, vor allem organisatorischer und emotionaler Art, fühlt es sich für viele trotzdem so an, als ob wir irgendwie nur durch das Jahr gestolpert sind.
Und dabei lassen wir völlig außer Acht, was und wieviel wir alle in diesem Jahr wirklich geleistet haben. Jede*r einzelne*r, ob groß oder klein. Doch eine Gruppe sticht besonders hervor: und das sind die Eltern, die alles, aber auch wirklich alles geschultert haben!
Jede einzelne Mutter und jeder einzelner Vater müsste mit zufriedenem Herzen und breiten Schultern durchs Leben gehen, weil sie so verdammt stolz sein könnten, wie sie über ihre eigenen Grenzen hinausgewachsen sind und trotz all der Einschränkungen insgesamt einen super Job gemacht haben!
Und jetzt frage ich Dich, ob Du Dich in dieser Beschreibung wiedererkennst?! Was sagt Deine innere Stimme zu Dir, nachdem Du das ganze Jahr für Deine eigenen Belange und die Deiner Lieben ständig zur Verfügung gestanden bist? Nachdem Du mit all diesen Emotionen in und um Dich herum umgehen musstest? Nachdem Dir keine Kantine mehr die Versorgung Deiner Familie wenigstens zeitweise abnahm? Nachdem Du es aushalten musstest zu sehen, wie Deine Kinder unter diesen Bedingungen teilweise litten und Du gleich mit ihnen? Und Du trotzdem Deine Arbeit rountiniert erledigen musstest? Nachdem Du trotz allem und woher auch immer Deine Kraft kam, dieses Schul- und Kindergartenjahr gestemmt hast?!
Kannst Du Dir anerkennend auf die Schulter klopfen? Kannst Du so etwas wie Stolz und Freude über Deine eigene Leistung empfinden? Kannst Du Dich im Spiegel freundlich anlächeln, oder Deinem*r Partner*in für das, was er /sie ebenso getragen hat, Dankbarkeit gegenüber fühlen? Oder anderen Eltern im Freundeskreis, auf dem Schulhof oder beim Einkaufen mit Anerkennung und einem Yes-we-can-Gefühl begegnen?
Ich verrate Dir was: nachdem ich dieses Jahr wirklich viele Klientengespräche in meiner Praxis und auch online geführt und mich immer wieder mit Kolleg*innen und Fachleuten ausgetauscht habe, nachdem ich viele Personalauswahlgespräche als Personalpsychologin bei meinem Arbeitgeber durchgeführt und in meinem privaten Umfeld einfach so vielen meiner Mitmenschen zugehört habe, komme ich zu einem wirklich nachdenklich stimmenden Fazit: die meisten Eltern, mit denen ich gesprochen habe, fühlen keineswegs so wie ich es gerade beschrieben habe. Sondern ganz im Gegenteil! Da gibt es Schuldgefühle, schlechte Gewissen, das schale Gefühl doch nicht genug getan zu haben, die eigenen Kinder nicht sensitiv und einfühlsam genug begleitet zu haben oder selbst viel zu wenig Pausen gemacht und sich Erholung gegönnt zu haben.
Vor zwei Tagen habe ich dankenswerterweise einen Vortrag über „Mindful Leadership und Elternkompetenz“ bei einer Veranstaltungsreihe für familienbewusste Unternehmen halten dürfen, bei der auch andere Referenten zu unterschiedlichsten Aspekten von Führung, Führungskultur und Führungskräften vortrugen. Für mich war das eine sehr gelungene Veranstaltung mit einem inspirierenden und gewinnbringenden Austausch.
Wie Du weißt, stehen bei Mamagement® die Themen „Liebevolle Familienführung“ und „Führungspersönlichkeit Mama/Papa“ im Mittelpunkt. Und daher war auch diese Veranstaltung ein zusätzlicher Baustein, meine Entscheidung zu untermauern, Dich in Deiner elterlichen Rolle immer auch als Führungskraft zu sehen!
Denn so gut wie alle Themen, die die Führungsebene in einem Unternehmen tangieren, sind auch für Eltern relevant. Und genau diese These, die ich gerne und wo immer möglich vertrete und worüber es bei meinem Vortrag ging, wurde mir in der restlichen Veranstaltung noch einmal ganz explizit von den unterschiedlichsten Referenten vor Augen geführt.
Denn die meisten elterlichen Kompetenzen, die wir im Alltag erlernen dürfen, damit Familie gelingen kann, sind Aspekte von Führungsfähigkeit oder eben „Mindful Leadership“: Verantwortung, Konfliktlösefähigkeit, Zeit-/ Stressmanagement, Empathie, Entscheidungsfähigkeit, Organisation, Kommunikation oder Resilienz (also psychische Widerstandskraft). Mit diesen Feldern sind sowohl Führungskräfte als auch Eltern tagtäglich in Kontakt.
Wir stellen diesen Zusammenhang meist nur nicht her. Sich als Eltern darüber (selbst) bewusst zu sein, welche Fähigkeiten wir uns „mal so nebenbei“ durch unseren Alltag und unsere Kinder im Laufe der Jahre aneignen, ist der erste Schritt in die richtige Richtung.
Die Frage bleibt, worauf wir unseren Blick lenken. Denn welche Aspekte Du letztlich aus dem „Großen Ganzen“ wahrnimmst, bleibt einzig und allein Deine Entscheidung, die Du frei wählen darfst. Aber Du musst wissen, dass all unsere Gefühle und Bewertungen schlussendlich auf dieser Entscheidung basieren! Welche Seite der Medaille betrachtest Du?
„Mach mehr von dem, was funktioniert“ ist im systemischen Denken eine goldene Regel. Und jetzt geh mal ganz bewusst („mindful“) durch Deinen Alltag und schau mal, was Du alles in diesem Jahr geleistet hast! Und statt Dich selbst zu verurteilen, was noch nicht hundertprozentig funktioniert hat und was Du noch viel besser hättest machen können, setz mal Deine Brille der Anerkennung, der Ermutigung, der Zuversicht, des Vertrauens und der Güte auf und dann sieh Dich mal – vielleicht zum ersten Mal – durch diese Brille.
Wenn ich auch Dich auf diesem (neuen) Weg begleiten und unterstützen darf, lass es mich gern wissen. Dazu brauchst Du nur den Kontakt-Button anklicken und ich freue mich, von Dir zu hören!
Herzliche Grüße und ein schönes Wochenende,
Deine Corinna
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Xenia (Montag, 05 Juli 2021 17:06)
Wieder wunderbar geschrieben!