Passend zu den sommerlichen Temperaturen geht es heute um das nach wie vor brandheiße Thema „Vereinbarkeit“.
Doch auch, wenn das Thema ein heißes ist, nach guter alter Konfliktlösungsmanier sollte man „das Eisen am besten schmieden, wenn es kalt ist“. Und da sich dieser Spruch auf unsere damit verbundenen Emotionen und nicht auf das Thema an sich bezieht, passt dies paradoxerweise wunderbar zusammen. Denn bei den meisten von uns fällt gerade die Anspannung der letzten Monate ab und wir müssen nicht mehr im Krisenmodus agieren. Fühlt sich fast wie eine Art innere Abkühlung an.
Und wenn wir (wieder) einen kühlen Kopf haben, können wir kritische Situationen am besten lösen. Warum? Weil wir sonst ausschließlich aus dieser vorherrschenden Emotion heraus agieren und wir viele alternative Lösungsmöglichkeiten dann nicht mehr wahrnehmen.
Emotionen sind unsere Motivatoren, unsere Energiequelle, ganz klar. Das, was aber aus der Quelle sprudelt, braucht auch ein Flussbett zum Weiterfließen, sonst käme es im Laufe der Zeit zur Überschwemmung. Damit unsere Gefühle uns also zieldienlich sind, dürfen wir diese Energie nutzbar machen, um Fehler zu erkennen und neue Wege zu erschließen.
Alle Veränderungsgequälten unter uns möchte ich an dieser Stelle tröstend dran erinnern, dass Leben letztlich doch immer Veränderung bedeutet! Denk doch mal nur an die Natur, die Jahreszeiten oder Deine Atmung… es muss alles im Fließen und somit in der Veränderung bleiben, sonst ist kein Leben mehr drin. Und stell Dir mal vor, wie es wäre, wenn wir uns vom Strom des Lebens einfach mal tragen ließen, wie viel Anstrengung uns da erspart bliebe…
Also lass uns gleich mal den gerade aufkommenden Flow der Beschwingtheit und der abfallenden Anspannung der letzten Monate nutzen und mal aus der Ferne betrachten, was wir in der hinter uns liegenden Zeit bisher so alles gestemmt haben!
Und das haben wir, oder?! Meine Güte sind wir sportlich geworden: was wir da alles jonglieren, wie oft wir von einem Bedürfnis zum anderen turnen oder wie oft wir einen Spagat zwischen den beruflichen Anforderungen und unseren privaten Belangen machen. Zeitweise war das doch der reinste Hochleistungssport, zumindest mir kommt das so vor. Muskelkater-Laune inklusive.
Wie könnte man diese Disziplinen zusammenfassend am besten nennen? Ich probier´s mal mit Gemütlichk… nein… „Vereinbarkeit“. Und es ist doch immer wieder erstaunlich, was sich so alles vereinbaren lässt – oder eben auch nicht. Denn auch, wenn wir manchmal den Anspruch haben, dass in diesem "verdammten" Alltag doch irgendwie alles drin Platz haben muss, das wird bei allen Optimierungsbemühungen niemals 100% aufgehen.
Dass Vereinbarkeit längst nicht nur ein Mütterthema ist, sollte mittlerweile auch dem letzten Hinterwälder klar geworden sein! Vereinbarkeit geht uns alle an, denn letztlich „ist alles mit allem verbunden“ und bedingt sich gegenseitig. Alles, was wir tun, hat immer Auswirkungen auf uns selbst und unsere Umwelt, wir handeln nie im luftleeren Raum.
Jede*r muss seine Lebensbereiche und Bedürfnisse miteinander vereinbaren, ganz gleich ob Kinder oder andere zu betreuende Familienmitglieder im Spiel sind oder nicht. Vereinbarkeit ist daher auch längst nicht nur ein Zeit-Thema, sondern vor allem ein Beziehungs-Thema.
Wie setze ich die Dinge (Bedürfnisse, Termine, Aufgaben, Menschen usw.) in meinen 24h zueinander in Beziehung, damit ich mich wohl und vor allem kompetent im Umgang mit ihnen fühle. Wie setzen wir in einer Familie/ in einem Unternehmen die verschiedenen Spannungsfelder (Bedürfnisse, Ziele, usw.) zueinander in Beziehung, damit sich jeder darin wiederfinden kann.
Da bleibt nichts anderes übrig, als mit uns selbst und den anderen zu verhandeln, abzuwägen, zu integrieren, zurückzustellen, zu verzichten, zu priorisieren, für etwas einzustehen, zuzuhören, zu bewerten und noch viele Spielweisen mehr - das volle Programm des kommunikativen Miteinanders eben. Im Neudeutsch könnte man auch von „Softskills“ sprechen. Wie schön wäre es da, ab und an einen unterstützenden Vermittler an der Seite zu haben, oder?
Da diesen Luxus aber nur die wenigsten im Alltag haben, sind wir eben selbst gefragt. Mit unserem Verstand und unserem Herzen, unserem Mut und unseren Unsicherheiten. Vor allem aber mit unseren ganz individuellen Gestaltungsmöglichkeiten, unserem (noch nicht) gelebten Potential und unserer Kreativität (einen Artikel dazu gab´s erst letzte Woche). Und ja, es braucht darüber hinaus zwingend veränderte gesellschaftliche Strukturen und neue Denkansätze!
Denn die Probleme und Herausforderungen im Heute und Morgen können wir unmöglich mit den Denkansätzen von gestern lösen. Vielmehr noch: die Probleme von heute sind sogar die Auswirkungen der Denkansätze und Lösungsversuche von gestern! Das Thema „Vereinbarkeit“ ist eben bislang nur deshalb als „Mütterthema“ gesehen worden, weil dies in der historischen Entwicklung begründet ist. Aber wie wir wissen, ist das Leben Veränderung und daher dürfen wir auch zukünftig lebendig, flexibel und optionenöffnend zu handeln lernen – und das wird nur gemeinsam und im Miteinander gehen.
Also fangen wir am besten doch gleich mal an. Und zwar in der eigenen Familie. Was steht am Wochenende alles bei Dir und Euch an, habt Ihr schon was vor? Wer will/ muss/ darf welche Aufgaben erledigen, was kann warten, was muss dringend gemacht werden – aber auch wozu hast Du Lust, wozu Dein*e Partner*in, wozu Deine Kinder und wie könnt ihr dies miteinander verhandeln, abwägen, integrieren, zurückstellen, priorisieren, vertagen… das volle Programm des kommunikativen Miteinanders eben 😉
Und diese Kompetenzen können wir dann wiederum ganz wunderbar in unseren beruflichen Alltag mitnehmen – auch das ist eine Komponente der Vereinbarkeit... und eben letztlich auch gelebtes Mamagement®!
Herzliche Grüße und ein schönes Wochenende,
Deine Corinna
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