„Es braucht ein ganzes Dorf, um ein Kind zu erziehen“.
Dieses afrikanische Sprichwort können alle Eltern, besonders im Moment mehr als nachvollziehen. Wir alle, groß und klein, brauchen Gemeinschaft, in die wir uns eingebunden fühlen. Verbunden sein mit etwas Größerem, Höheren als wir es sind.
Allein können wir schon – irgendwie. Aber wenn es um mehr geht als funktionieren und durchhalten, brauchen wir ein „Wir“. Und so eine Gemeinschaft gilt nicht nur für ein Dorf oder die Familie im Kleinen, sondern betrifft uns letztlich als Weltgemeinschaft, denn wir alle leben auf der gleichen Erde.
Heute, am 05. März 2021, sind Millionen Frauen in Gedanken, im Herzen und im Gebet miteinander verbunden. Kaum vorstellbar, dass an einem einzigen Tag Millionen Menschen gemeinsam in die gleiche Richtung denken, fühlen und handeln! Eigentlich unermesslich, was für eine Kraft damit verbunden ist…
Denn am ersten Freitag im März jeden Jahres findet der „Weltgebetstag“ statt. Frauen mit christlichem Glauben aus allen Teilen der Erde finden sich an diesem Tag in tausenden kleinen Gemeinschaften zusammen und beten und spenden für Frauen in jeweils einem ganz bestimmten Land mit sehr herausfordernden Lebenssituationen. Und Frauen aus diesem Land, dieses Jahr ist es Vanuatu im Südpazifik, suchen Lieder und Gebete aus, die alle anderen Frauen auf der ganzen Welt an diesem Tag für dieses Land beten und singen und sich mit den Lebensumständen dieser Menschen vor Ort beschäftigen.
Sind wir Frauen und Mütter nicht großartig? Ist das vielleicht nicht sogar eine unserer größten Fähigkeiten? Über den eigenen Tellerrand hinauszublicken, sich unseren Mitmenschen zuzuwenden, Nächstenliebe zu leben und das Herz füreinander offenzuhalten, nach Gleichgesinnten zu suchen, Solidarität zu bekunden und Mitgefühl empfinden zu können. Nicht umsonst müssen wir doch immer wieder darauf aufmerksam gemacht werden, auch ausreichend auf die eigenen Bedürfnissen zu achten und fürsorglich sich selbst gegenüber zu sein.
Und wie schön ist es doch zugleich, diese Verbundenheit mit anderen spüren zu dürfen, eben weil wir uns manchmal mit unseren eigenen Bedürfnissen zurücknehmen, eben weil wir uns unseren Mitmenschen mit Nächstenliebe verbunden fühlen, eben weil es auf Dich und auf mich und auf uns alle ankommt.
Denn alles ist mit allem verbunden: was wir machen hat immer Auswirkungen auf uns selbst, auf unsere Mitmenschen und letztlich auch auf das ganze Weltgeschehen. Das ist keinesfalls übertrieben, dies war bereits im Mittelalter Hildegard von Bingen klar und wurde in neuerer Zeit durch die Quantenphysik auch wissenschaftlich bestätigt. Und auch mit gesundem Menschenverstand lässt sich das ganz einfach nachvollziehen, denn so wie wir hier in unseren Breitengraden leben, hat dies immer Auswirkungen auf andere Länder, deren Menschen und Lebensumstände.
Die Frauen aus Vanuatu schenken uns dieses Jahr eine Frage, die ich hier an Dich weitergeben will, weil ich sie so wichtig finde: „Worauf bauen wir?“ Hintergrund hierbei ist, dass Vanuatu immer wieder von Naturkatastrophen gebeutelt ist und die Menschen vor Ort sich daher zwangsläufig mit anderen Herausforderungen konfrontiert sehen. Aber diese Frage lässt sich auf unsere Lebensführung ja auch ganz allgemein, auf Deine ganz eigenen Werte, übertragen. Daher möchte ich Dich heute einladen, einfach mal darüber nachzudenken:
Was in Deinem Leben ist Dein fester Grund?
Was Dein schützendes Dach?
Was gibt Dir Halt und Sicherheit?
Und wie darf das Haus gebaut sein, damit Deine Kinder darin ein gutes Zuhause haben?
Und wenn Du willst, nimm Farben und Papier und male aus Deinen Gedanken ein Bild…
So verschieden wir auch sind, wir Mütter haben doch alle eine recht ähnliche Vision: wir wollen, dass es uns selbst und unseren Lieben gutgeht, dass wir und sie glücklich sind, wir wollen unsere Kinder mit Liebe aufziehen und ihnen ein schönes, friedvolles Zuhause bieten, Freundschaften pflegen und in Gemeinschaften eingebunden sein und haben den unbändigen Drang „etwas aus unserem Leben zu machen“.
Das Bild stammt übrigens von der vanuatischen Künstlerin Juliette Pita und heißt „PAM II“. Denn 2015 hat der Zyklon „Pam“ den Inselstaat praktisch vollständig zerstört. Doch ungeachtet dieser zerstörenden Kraft um sie herum, wendet sich die Frau im Bild dennoch ihrem Kind zu. Was für eine großartige Lebensenergie tragen wir Menschen in uns, immer wieder aufzustehen und weiterzumachen. In allen Länder, über alle Zeiten und über die unwägbarsten Situationen hinweg.
Was ermöglicht es uns, für unsere Kinder da zu sein, Mitgefühl mit anderen zu haben, Hilfe selbst fremden Menschen anzubieten, Nächstenliebe zu leben, auch wenn es uns selbst eben nicht immer gut geht? Was mobilisiert dann diese zusätzlichen Energien, von denen wir manchmal noch nicht mal erahnen, dass wir über sie verfügen, bis uns das Leben genau dies lehrt? Diese alles verbindende Energie ist die Liebe. Sie ist immer größer als alle uns trennenden Emotionen und letztlich das, was bleiben wird, auch über das eigene Leben und über den eigenen Tod hinaus.
Daher möchte ich Dir zum Schluss ein wunderschönes Zitat aus dem Buch „Das TAO TE KING für Eltern“ von William Martin mitgeben:
Mitgefühl, Geduld und Einfachheit
Es gibt nur drei Dinge, die du deinen Kindern beibringen musst:
Mitgefühl, Geduld und Einfachheit.
Manche meinen, dies sei absurd.
Sie bringen ihren Kindern lieber Ehrgeiz, Eifer und Konsumfreudigkeit bei und behaupten, dies sei der Weg des Erfolgs.
Doch wenn deine Kinder Geduld lernen, sehen sie die Welt, wie sie wirklich ist.
Lernen sie Einfachheit, sehen sie sich selbst, wie sie wirklich sind.
Und lernen sie Mitgefühl, heilen sie sich selbst und die Welt
In diesem Sinne wünsche ich Dir ein schönes Wochenende und sende Dir
Herzliche Grüße,
Deine Corinna
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Maria (Freitag, 05 März 2021 20:25)
Ein sehr empatisch geschriebener Artikel.
Erfreulich auch, dass auf den heute stattgefundenen Frauenweltgebetstag liebevoll eingegangen wurde. Danke, lb. Corinna