Warum tendieren wir Mütter so häufig zum Understatement? In den 20 Jahren meines Berufslebens habe ich in meiner Praxis und den Reha-Einrichtungen, in denen ich früher gearbeitet habe, unglaublich viele Mütter kennengelernt, die ihre wertvolle Arbeit und das, was sie über ihr Berufsleben hinaus innerhalb ihrer Familie leisten, nicht mal ansatzweise wertschätzten. Und selbst von den Müttern, die nicht erwerbstätig sind, habe ich nicht selten den Satz „ich bin zu Hause, ich arbeite nicht“ gehört. Dabei könnte man sich durchaus fragen, wie das Haus denn dann sauber bleibt, wer die Kinder erzieht, gesundes Essen auf den Tisch zaubert usw. Schließlich können sich nur die allerwenigsten gleich einen ganzen Stab an Hauspersonal leisten.
Am 1. März ist „Equal Care Day“ und wenn durch Corona etwas ganz deutlich geworden ist, dann ist es der Wert der „Care-Arbeit“, also die Wertschätzung der Fürsorge-Arbeit. Und diese Arbeit findet selbstverständlich auch zu Hause statt - neben den vielen anderen Aufgaben, die Du als Mutter oder Vater zu bewältigen hast. Übrigens bezieht sich Fürsorge nicht nur auf Deine Kinder und zu pflegende Eltern/ Verwandte, sondern auch auf die „Selbst-Fürsorge“. Zu diesem wichtigen Thema habe ich übrigens erst neulich (5. Februar) einen eigenen Blog-Artikel veröffentlicht - lies ihn Dir gerne nochmal durch! Denn damit Du die Bedürfnisse anderer stillen kannst, ist das stete Auffüllen Deiner eigenen Ressourcen ganz entscheidend!
Bei Mamagement® wirst Du in Deiner Rolle als Mutter/ Vater immer als Führungskraft gesehen. Das kann ich nicht oft genug erwähnen, denn genau in diesem Blick liegt Dein Gamechanger! Denn wenn Du als Führungskraft gesehen wirst und vor allem Dich selbst so siehst, verändert dieses Bild von Dir Deine gesamte Energie, mit der Du in Deinem Leben und im Familienleben unterwegs bist.
Führungskräfte benötigen immer sowohl das passende Handwerkszeug als auch das passende „Mindset“, also förderliche und hilfreiche Gedanken, um letztlich gute Arbeit leisten zu können. Wenn Du mich persönlich kennst oder bereits an einem der Mamagement®-Abende teilgenommen hast (die ja seit letztem Jahr leider pausieren müssen!), dann weißt Du, dass ich eine große Verfechterin von zieldienlichen, passgenauen und immer an der aktuellen Lage orientierten Mindsets bin. Denn Deine Gedanken sind entscheidend für alles, was Du in Deinem Leben machst.
Dazu gibt es übrigens auch einen wundervollen Spruch, Du kennst ihn bestimmt: „Achte auf Deine Gedanken, denn sie werden zu Worten. Achte auf Deine Worte, denn sie werden zu Handlungen. Achte auf Deine Handlungen, denn sie werden zu Gewohnheiten. Achte auf Deine Gewohnheiten, denn sie werden Dein Charakter. Achte auf Deinen Charakter, denn er wird Dein Schicksal.“
Vor ein paar Tagen habe ich auf dem Parkplatz vor der Schule eine befreundete Schüler-Mutter getroffen, die mir erzählte, dass ihr langsam die Ressourcen ausgehen und sie dringend auf eine weitere Öffnung der Schulen hofft. Und mit diesem Wunsch ist sie keinesfalls allein, denn mehrere Kinder zu Hause zu beschulen, meist selbst seinen eigenen beruflichen Verpflichtungen nachzukommen, nebenher mal schnell den Haushalt zu mamagen und dann noch den eigenen Ansprüchen der familieninternen „Feel-good-Managerin“ nachzukommen, ist einfach nicht möglich. Oder wer würde von einem Manager erwarten, dass er alle Dienstposten innerhalb eines Unternehmens selbst besetzt!
Heute will ich Dir daher wieder mal etwas aus der Handwerkskiste mitgeben, das Dir in Deinem Familienalltag gute Dienste leisten kann: Hast Du schon mal was von der „Pomodoro-Technik“ gehört? Dies ist eine Technik, die gut einsetzbar ist, wenn Du das Gefühl hast, dass Du permanent am Arbeiten bist, ohne irgendeinen Erfolg oder Fortschritt zu sehen. Oder wenn Du Dinge so vor Dir herschiebst oder auch Dein Kind sich nicht aufraffen kann, eine Aufgabe motiviert abzuarbeiten und immer mehr ins Trödeln verfällt.
Die „Pomodoro-Technik“ ist folglich dem Bereich des Zeit-Mamagements® zugeordnet und wurde von Francesco Cirillo vor fast 40 Jahren entwickelt. Er hat eine Aufgabe einfach in mehrere Kleinstschritte unterteilt mit jeweiligen Pausen dazwischen (25 min Arbeit, 5 min Pause), um so sowohl seine Konzentration als auch seine Motivation möglichst hoch zu halten. Pomodoro, also italienisch „Tomate“, übrigens deshalb, weil er zu diesem Vorgehen einen Küchenwecker benutzte, der aussah wie eine Tomate. Nur so zur Info, falls Du gerade das Bild der „Scheibchentechnik“, also eine Tomate in Scheiben schneiden, so wie ich im Kopf hattest.
Für Deine Alltags-Organisation möchte ich Dir nun zwei verschiedene Vorgehensweisen vorschlagen. Die ursprüngliche Technik hat sich bei Schreibarbeiten gut bewährt und ist somit für Homeschooling und -office sehr gut geeignet. Du kannst dabei die erwähnten Zeiten nehmen, altersentsprechend kannst Du diese für Dein Kind aber anfangs auch ein wenig verkürzen. Denn gerade kleinere Kinder stellen ja doch häufiger Nachfragen und können sich nicht ganz so lang konzentrieren. Probier einfach aus, mit welcher Arbeitszeit Ihr gut zurechtkommt.
Wichtig ist, dass Ihr auch konsequent aufhört, wenn die Zeit abgelaufen ist. Dies gilt sowohl für die Arbeits- als auch die Pausenzeit. Was eine auf diese Weise beendete Arbeitszeit auslöst, kannst Du am besten bei Dir selbst ausprobieren. Du wirst erstaunt sein! Dein Kind könnte sich auch für jede Arbeitseinheit beispielsweise einen Stempel geben, um so 10 erworbene Stempel gegen Spielzeit, eine Kugel Eis oder Anderes einzutauschen. Manche Kinder bevorzugen es eher, daraus eine Challenge mit sich selbst zu machen, nach dem Motto „mal schaun, wie weit ich in der Zeit komme“. Der eigentliche Effekt aber ist, dass in eine bislang verkrampfte Situation wieder mehr Leichtigkeit und mehr Spielfreude kommt. Mary Poppins hat damit immer gute Erfahrungen gemacht, nur mal so am Rande erwähnt.
Für andere Tätigkeiten zu Hause kannst Du diese Technik mit Variationen ebenso nutzen. Die „Parkinsonschen Gesetze“ besagen, dass eine Arbeit sich genau in dem Maß ausdehnt, wie Zeit für ihre Erledigung zur Verfügung steht. Also gib Dir selbst eine Zeiteinheit vor, z.B. 1 Stunde, um dieses eine Zimmer aufzuräumen und zu säubern, die Wäsche zu machen oder was auch immer und dann leg los. Nach dieser Zeiteinheit ist Schluss für heute. Und was, wenn Du dann noch nicht alles erledigt hast? Dann denk daran, dass wir niemals alles auf einmal erledigen können – manches muss vorerst liegenbleiben. Und wenn Dinge nicht Überlebenswichtig sind, dann hab einfach Mut zur Lücke! Oder man könnte auch sagen: wie aus einem fleißigen Lieschen Lisa wurde…
Herzliche Grüße und ein schönes Wochenende,
Deine Corinna
Tine (Sonntag, 28 Februar 2021 16:01)
Einfach toll geschrieben und wie immer inspirierend! Danke! :-)
Silvia (Freitag, 26 Februar 2021 17:08)
Wieder einmal ein sehr passender, hilfreicher Text in diesen Zeiten �
Ein schönes Wochenende und liebe Grüße!